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Der Besuch in Halle hat mich so beeindruckt, dass ich ein wenig mehr recherchiert - und geschrieben habe. Ich durfte den Bericht dann in unserem Verband teilen.
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Der Besuch in Halle hat mich so beeindruckt, dass ich ein wenig mehr recherchiert - und geschrieben habe. Ich durfte den Bericht dann in unserem Verband teilen.
Nun, das war wirklich eine sehr schöne Überraschung:
Am Sonntagnachmittag kam ich absolut zufällig in das kleine Vogtländische Dorf Pechtelsgrün. Hier im Vogtland führen eigentlich alle Orte "grün" im Namen: Voigtsgrün, Irfersgrün, Hauptmannsgrün ... und nicht zu vergessen Wernesgrün.
Heute also Pechtelsgrün, am Straßenrand ein gepflegter Dorf- und Ausflugsgasthof mit Außenterrasse und beeindruckendem Ausblick auf die umliegende Hügellandschaft. Die Karte im Aushang verspricht neben gutbürgerlicher Küche auch ein "Kloßkesselbier: eine obergärige, hausgebraute Spezialität". Das klingt ja spannend! Ich kehre ein und sehr schnell steht ein Glas dieses Bieres, von dem ich noch nie gehört hatte, vor mir auf dem Tisch.
"Das ist leider der letzte Rest vom Fass, frisches Bier gibt es erst gegen Ende der Woche wieder" erklärt mir die Sonnenwirtin Silke Engelhardt. "Unsere Biere reifen immer recht lange, das ist gut für die Qualität". Dann erfahre ich, dass das Bier tatsächlich hier im Gasthaus gebraut wird - wir kommen nun so richtig ins Gespräch.
Das Bier ist recht klar und zeigt sich in den Farben des Spätsommers mit kräftigem Schaum. Eine leicht fruchtige Note bestätigt die Karte: ein obergäriges Bier. Sehr süffig im Antrunk, malzbetont und weiterhin subtile Fruchtnoten im Hintergrund fließt es auf die Zuge. Ein Bier mit wirklich geringen Trinkwiderstand, gerade richtig für durstige Wanderer in einem Landgasthaus. Da geht immer noch ein Zweites oder Drittes Glas! Ein wenig Hopfen im Abgang rundet das Erlebnis ab.
"Hier ist ein Hobbybrauer!" ruft Frau Engelhardt dann in die Küche zu Sören Händel, der sich kurze Zeit später zu uns setzt und von der Kloßkesselbrauerei erzählt. Er ist der Koch der Gaststätte und nutzte den Leerlauf während der Corona - Zeit für erste Brauversuche tatsächlich in einem dampfbeheizten Kloßkessel. Diese gelangen gut und nach kurzem Zögern entschloss sich Frau Engelhardt, auch einmal solches Bier mit auf die Karte zu setzen. "Die Leute in unserem Landstrich trinken am liebsten ihr Pils - ich wusste nicht, wie das etwas andere Bier ankommen wird." Aber das Kloßkesselbier fand seine Liebhaber und inzwischen tauscht der Koch regelmäßig einmal im Monat den Kochlöffel gegen das selbstgebaute, beeindruckende Braupaddel.
Inzwischen hat auch der namensgebende Kloßkessel ausgedient. Ein großer Edelstahltopf mit eingebautem Läuterboden, von Sören Händel liebevoll und urig- rustikal wärmedegedämmt eingepackt, dient als Maische- und Läuterbottich. Ja, richtig gelesen, die Bierwürze stellt der Hobbybrauer im Bottichmaischverfahren her.
"Das Zubrühen von heißem Wasser ist viel entspannter als die ständige Sorge um angebrannte Maische" erklärt er. Ich kann das nach leidlichen Erfahrungen gut nachvollziehen und freue mich sehr, dass hier jemand nach diesem sehr ursprünglichen Verfahren braut - das habe ich lange nicht mehr gesehen. "Den Maischebottich fahre ich zum Brauen in meine Küche, dort gibt es dann das heiße Wasser und alles Andere was ich so brauche. An den Brautagen wird aber kein Essen gekocht, da konzentriere ich mich völlig auf das Bier" erfahre ich noch.
Hauptsächlich gibt es hier das Kloßkesselbier, aber im Sommer war erstmalig auch ein Hefeweizen im Angebot. Ein Angebot, dass in einer wie gesagt bedingungslosen Pilstrinker- Region tatsächlich auch angenommen wurde. Ich darf den wirklich allerletzten Schluck des Weizens probieren, nur noch ein halbes Glas kommt aus dem Fass: Das typische Bananenaroma ist schon ein wenig am Verklingen. Aber gut erkennbar das war sicher ein schönes, süffiges Sommerbier.
Sehr schnell vergeht die Zeit im Austausch um Hefe, Gärung und Lagerung, dann muss der Koch sich wieder seiner Arbeit widmen. Die Wirtin und Inhaberin Frau Engelhardt zeigt mir noch die ersten Entwürfe für Etiketten. Gäste sollen das Bier soll künftig auch in 1l - Flaschen mit nach Hause nehmen können. Ich bin gespannt, wann der erst neu angeschaffte Bottich schon wieder zu klein für den Gasthof sein wird.
Heute bestätigte sich für mich wieder einmal das Sprichwort "Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah." Vielen Dank für diesen unverhofften, wunderbaren Nachmittag.
Gasthof "Zur Sonne"
Pechtelsgrüner Hauptstr. 20
08485 Pechtelsgrün
www.gasthof-zursonne-pechtelsgruen
Zeitreisen gehören ja normalerweise in den Bereich des Science Fiktion. In Tschechien gibt es aber noch einige mondäne Lokalitäten, die an die goldenen neuzehnhundertzwanziger Jahre erinnern. Wir hätten diese wunderbare Gaststätte niemals gefunden, wären wir nicht der (leider inzwischen wieder vergessenen) sächsischen Bierroute gefolgt.
Das Osterzgebirge ist durchaus für sein vergleichsweise raues Klima bekannt, und so fiel es uns zunächst schwer, telefonisch zwei Plätze im "Rumpelbräu" zu reservieren. Schließlich fügte sich aber alles zum Guten und wir konnten dieses rustikale Kleinod besuchen.
Telefon: 037602 18327
Mobil: 0170 750 85 91