Das Osterzgebirge ist durchaus für sein vergleichsweise raues Klima bekannt, und so fiel es uns zunächst schwer, telefonisch zwei Plätze im "Rumpelbräu" zu reservieren. Schließlich fügte sich aber alles zum Guten und wir konnten dieses rustikale Kleinod besuchen.
Wir lernen, dass hier ein einst zu klein gewordenes Feuerwehrhaus zunächst zu einem Backhaus und schließlich zu einer Hausbrauerei umgebaut wurde. Die liebevolle Einrichtung mit den Themen Wild und Bier verströmt sofort einen urigen Charakter und erinnert auch in Details an die Feuerwehrgeschichte.
Wir fühlen uns sofort wohl und der Wirt, der uns vorhin am Telefon noch ein wenig distanziert erschien, zeigt sich als freundliches und fachkundiges erzgebirgisches Original. Blitzschnell steht das erste Bier auf dem Tisch: ein Pils in einem Verkostungspokal. Ein sehr süffiges Getränk, bei dem ich den ganzen Abend bleiben könnte - gäbe es da nicht noch mehr zu probieren. Für ein "Pils" nach meinem Geschmack dürfte es ein wenig mehr Hopfenbittere sein, aber das tut dem Genuss keinen Abbruch.
Vor dem Pale Ale werfe ich einen Blick in die angrenzende Brauerei, wo sich Sudhaus, Gär- und Lagerkeller und Schwankhalle in einem Raum befinden. Ich löchere den Wirt mit Fragen und erfahre, dass hier auf Grund des kleinen Raumangebotes durch eine Firma aus Österreich eine Spezialanfertigung installiert wurde. In der Tat habe ich diese Kombination von Sudpfanne und klassischem Läuterbottich, die übereinander in einem einzigen Gerät untergebracht sind, noch nicht gesehen. Eine 10 Hektoliter - Anlage auf nicht einmal 4 Quadratmeter Grundfläche, das ist beeindruckend. Interessant ist auch der daneben stehende Würzekühler. Ähnliche Konstruktionen, bei denen zwei unterschiedlich dicke Schläuche ineinander geschoben einen Gegenstromkühler bilden, sieht man bei vielen Hobbybrauern. Die Ausführung in Holzhau ist komplett aus Edelstahl und wirkt sehr professionell. Gegenüber stehen 4 Gärtanks, in denen bereits die nächsten Biere reifen.
Nun aber zum nächsten Bier - das fruchtige Pale Ale bietet alles, was ich von diesem Bierstil erwarte. Schöne Hopfennoten befinden sich im ausgewogenen Wechselspiel mit dem Malz. Wirklich sehr angenehm fällt mir auf, dass das aus dem Pale Ale Hahn gezapfte Bier recht viel Schaum mitbringt - worauf Guntram Jungnickel, der Wirt, dieses beiseite stellt und mir ein frisches, nun in einem Zug gezapftes Glas bringt. Hier merkt man, dass der Brauer sein eigenes Bier mit Liebe ausschenkt.
Das dritte Bier des Abends ist das Schwarzbier, für mich nach dem kaum zu toppenden Pale Ale dann doch das beste Bier des Abends. Für ein unfiltriertes Bier sehr klar funkelt es im Glas, besticht mit angenehmen Malznoten und klingt mit einer dezenten Süße aus, die mich schon fast an ein deutsches Porter erinnert. Ich bin kein Fan von Schwarzbier, aber das dunkle Rumpelbräu überzeugt auch mich auf der ganzen Linie.
Wir erfahren, dass so cirka zweimal im Monat ein Doppelsud gebraut und das Bier nur hier im Feuerwehrhaus und im benachbarten Lindenhof ausgeschenkt. Die Nachfrage wäre viel größer, aber der Inhaber Ralf Emele und sein, ich nenne ihn mal Braukollege, Guntram möchten bewusst in diesem kleinen Maßstab weitermachen. So bleibt das Rumpelbräu eine sicher angenehme Freizeitbeschäftigung und artet nicht zur täglichen Verpflichtung aus. Das verstehe ich gut.
Die Brauereigaststätte eröffnete gerade zu Beginn der Corona- Pandemie und musste deshalb auch gleich wieder schließen. Es ist sehr schön, dass sie diese Zeit überstanden hat und jetzt von Freitag bis Sonntag Gäste empfangen kann. Der Name "Rumpelbräu" und die Herstellung in einem Back- und Brauhaus führte dann auch zum Maskottchen der Brauerei - dem Rumpelstilzchen, dessen lebensgroße Kettensägenschnitzerei die Gäste am Eingang begrüßt.
Ich wünsche dem Rumpelbräu viel Erfolg und werde beim nächsten Besuch sicher wieder vorbeischauen.
Rumpelbräu
Bergstraße 10a
09623 Rechenberg-Bienenmühle OT Holzhau
www.rumpelbraeu.de